Vorhin hörte ich einen "Theologischen Zwischenruf" zu der Flutkatastrophe. Es war ein einziger Ruf zum "Zurück zur Theologie der Schöpfung". Ich nannte vor einiger Zeit diese religiös überfrachtete Konzentration auf die Natur eine elegante Methode, den Schöpfer zu vergessen und sich dabei sehr o.k. vorzukommen. Für mich sind Umweltschutz-Bemühungen selbstverständliche Werktagsarbeit, so wie andere fällige Arbeiten auch. Deswegen kann ich zur rechten Zeit auch wie an einem Sabbat oder wie bei einem abgewandelten Laubhütten-Fest Gottes schöpferisches Wirken in der Natur erfassen lernen.
Auch wenn es Menschen gibt, denen die Natur sehr half, Gott zu finden, es ist nicht so, wie ich vorhin in der besagten Radiosendung hörte, daß jemand, der Gott sucht, ihn in der Natur finden kann. Immerhin gibt es auch Menschen, die durch das, was sie in der Natur sahen (erlebten), ihren Glauben an Gott ersteinmal verloren. Das Wort der Schrift "Gott sah, daß alles (das von ihm Geschaffene) gut ist" bleibt gültig. Und die Gültigkeit zeigt sich immer wieder auf´s Neue. Daran ändert auch die Tatsache nichts, daß mit der Sünde des Menschen der Einfluß des Satans auf die Natur von Gott zugelassen ist, und deshalb die Natur unter diesem Einfluß nicht "gut" ist, selbst dann nicht, wenn Natur( zu Zeiten, die Gott zuläßt oder verfügt) "paradiesisch schön" vom Satan benutzt wird, um Menschen zum Verrat an Gott zu verlocken. Heute wurde im Radiobeitrag von der Schöpfungs-Theologie mehrfach die Verbindung zur Romantik genannt und die Verbindung von Schöpfung und Ästhetik. Ich möchte in meinem Leben nicht versäumen, die mir zugedachten schönen Naturerlebnisse auch genießend anzunehmen. Ich weiß aber, daß in meinem Leben mancher Fehlentscheidung (mancher Untreue gegen Gott) die Falle Ästhetik vorausging. Ich zitiere deswegen Schrift-Worte aus 1Mose3.6: "Und die Frau sah, daß der Baum gut zur Speise und, daß er eine Lust für die Augen und daß der Baum (Natur!) begehrenswert war, Einsicht (also auch über Gott?) zu geben; und sie nahm von seiner Frucht und aß." Der Baum war Gottes Schöpfung und die Ästhetik reizte, und "bloß" weil Gott NEIN zum Genuß dieser Frucht gesagt hatte, geschah Sünde; bloß, weil "dem Tier" mehr geglaubt wurde als Gott. Weil es dem Lügner und Mörder von Anbeginn gelang, mithilfe der Schöpfung Gottes, Gott vor den Menschen als Lügner hinzustellen und als Neider. Der Satan hatte den Menschen den ungetrübten Frieden mit Gott weggenommen, so fehlte ihnen der Schutz ihrer bisherigen Sehweise. Ich hörte immer wieder einmal die Aussage, als sei doch das Versprechen der Schlange wahr geworden, Erkenntnis zu erlangen (geworden zu sein wie Gott?). Ich nenne diese Öffnung ihrer Augen für ihre Nacktheit ein Signal der durch die Sünde entstandenen Distanz Gottes zu der Krone seiner Schöpfung, also zum Menschen. Und weil Gott die Schöpfung auf diese Menschen hin erschuf, ist auch ein Stück Distanz (ja sogar eine zeitweilige Auslieferung der Natur an den, dem mehr geglaubt wurde und wird) Gottes zu seiner Schöpfung entstanden. Offensichtlich war den Menschen nun ihr eigene Natur nicht ganz geheuer, denn sie hefteten Feigenblätter zusammen und machten sich Schurze.
Ich hörte in den Radionachrichten, daß der Papst die zügellose Freiheit und die Glaubenslosigkeit anprangert. Er hat in seiner Rüge recht, aber er muß sich und seine ihm Angelobten (die von ihm zum unbedingten Gehorsam Verpflichteten) doch auch fragen lassen, wie es z.B. mit der ungezügelten Freiheit steht. Es ist doch pure Menschenwillkür (ja regelrecht Cooperation mit der Schlange), zu behaupten unfehlbar zu sein. Soll ich noch andere päpstlichen Willkürakte nenne? Ich tue es nicht, weil ich sie bereits nannte und es zur rechten Zeit wieder tue. Aber auf den vom Papst vorgelebten und weiterverbreiteten Unglauben muß ich doch jetzt kommen: Es ist doch mancher "Stellvertretungsakt" nichts anderes als das Verhalten eines Ungläubigen, der so tut, als sei Gott nicht da. Als könne sich ein Papst die zügellose Freiheit herausnehmen, dort, wo ein Mensch die von Gott zugesagte helfende Nähe erfuhr und annahm (zum Beispiel als Stimme des Gewissens bei der Familienplanung),von Sünde zu reden. Also vor aller Welt so zu tun, als sei Gott gar nicht im Stande, die von ihm gemachte Zusage zu erfüllen, daß er selbst dem Menschen selbst die Weisung ins Herz geben will. Wenn diese Glaubenslosigkeit (es gibt wahrhaft viele päpstliche Belege dafür) und diese zügellose Freiheit zum Hirtenamt gehören soll, dann frage ich doch die weithin dazu schweigsame Schafherde, wie lau das Interesse an Gott selbst sein muß, dem Vollstrecker dieser Zügellosigkeit und Glaubensarmseligkeit und dem Vermehrer dieser Sünde so unheimlich zuzujubeln. Es ist listig vom Papst, bei Jubelfesten die wenigen der Herde, die manchmal doch noch meckern, nicht zu reizen. So wird einfach übergangen, was zur Sprache gebracht werden soll und die Menschen geraten in tiefen Schlaf: Die einen wegen ihrer Jubeltrance über ihren Super-Pappa und über ihren Ultra-Super-Belehrer, also über ihren Ersatz Gottes. Andere geraten in Resignation, weil alles nur noch schlimmer wird. Und wieder andere glauben dem Papst auf ihre Weise: Wenn der biblische Gott so ist, wie er vom Papst vorgeführt wird, können sie einfach keine Achtung, kein Vertrauen in so einen Gott aufbringen.
Ich hörte ebenfalls durch das Radio von Streit der Russisch Orthodoxen Kirche mit der Römischen Kirche. Menschlich gesehen hat jede Partei mit ihren Argumenten recht. Es kamen dabei zwei Sätze, die mich aufhorchen ließen:
Der Orthodoxe Sprecher sagte: Wir sind materiell arm, aber reich an Spiritualität. Ich denke, ein Kenner der Katholiken-Szene kann mit Fug und Recht sagen: Wir haben auch eine sehr reiche Spiritualität. Und ich warne beide Parteien, sich darauf zu berufen. Wer etwas weiß vom Inhalt der vielgerühmten Spiritualität, weiß auch etwas vom erschreckend hohen Anteil wilder Religiosität. Sollte wirklich der russische Mensch von Natur(!) aus der religiösere Mensch sein, dann bräuchte er auch in besonderem Maß die veredelnde, die Herzvorhaut beschneidenden Grundaussagen Jesu, die Aussagen des Neuen Testaments. Nur so kann der Berg übernommener unbeschnittener Spiritualität entrümpelt werden und die Spreu (das Materialistische, das Ideologische dieser Spiritualität) vom Weizen (von guter Frucht) getrennt werden.
Nun der Zweite Satz aus diesen Konfessions-Streitereien. Es wurde gesagt, daß doch selbstverständlich kein Abwerben geschehen soll, das sei eine Art Absprache zwischen den zwei Konfessionen. Es soll jeder nach seinen familiären Wurzeln glauben. Dieser Grundsatz ist solange ausreichend, wie ein Mensch religiös wie ein unmündiges Kind lebt und denkt. Es sind dann die Ahnen eine Art Obrigkeit, die davon ausgeht, daß Abhängige oder Unmündige oder Untertanen den Glauben der Obrigkeit anzunehmen hat.
Nun hat aber Jesus gefordert, daß man um seinetwillen Eltern und Geschwister verlassen muß. Das muß auch der, dessen Erdenleben um Gottes Willen in dieser oder jener Glaubens Gemeinschaft gelebt werden soll (bleiben soll). Es muß die Bereitschaft, sich aus Treue zu Gott aus versklavenden Familienbanden zu lösen, ernsthaft belegt werden, ohne sich selbst in eigenmächtige, zwanghafte Loslösungstrends hineinzumanövrieren. Kein Mensch kommt um ernsthaftes Ringen herum, wenn er den Unterschied zwischen begehrlicher Religiosität und echtem Gehorsam vor Gott erlernen will. Wem das Heilige (der Heilige) nicht viel wert ist, der legt Wert darauf, routinemäßig es so zu halten, wie es ihm die biologischen Wurzeln nahelegen.